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DIE PRODUKTION VON "FALCON CREST"
(Stand 09.09.2024)
Die folgende Übersicht befasst sich mit dem üblichen Produktionsablauf von "Falcon Crest" — vorwiegend von Saison 2 bis 9. Da die erste Staffel einer Serie in den meisten Fällen eine Experimentierphase ist, sind einige Aspekte des folgenden Produktionsablaufs nicht auf die erste Saison von "Falcon Crest" anwendbar, ganz zu schweigen von dem Pilotfilm "The Vintage Years".
Detaillierte Informationen über bestimmte Abläufe des Produktionsprozesses sind Teil der Hintergrundinformationen zu jeder Episode im Bereich Episoden – Analyse & Interpretation – Hinter den Kulissen.
Die Saison-Vorbereitungen
Bevor eine neue Staffel im TV ausgestrahlt wird, wird sie vom Produktions- und Autorenstab entwickelt.
Die Vorbereitungen für eine neue Saison, die meist ab Herbst im TV gesendet wird, beginnen normalerweise am 1. April, wenn der Dreh der letzten Staffel beendet ist, und dauern bis zum 30. Juni. Dieser Zeitraum ist die traditionelle Drehpause für die Schauspieler.
Die Saison-Vorbereitungen beginnen mit einer Besprechung aller kreativen Kräfte, darunter auch die Leitenden Produzenten, die (Leitenden) Produktionsüberwacher, der Programmüberwacher, die (Leitenden) Konzeptkoordinatoren, die (Leitenden) Konzeptberater und die Autoren von LORIMAR, die später die Drehbücher für die neue Saison der Serie schreiben werden. Manchmal nimmt auch ein Vertreter des Fernsehsenders CBS an diesem Meeting teil.
Je nach den persönlichen Präferenzen und dem Führungsstil des Leitenden Produzenten hat dieser bereits gegen Ende der letzten Saison Einzelgespräche mit Mitgliedern der Stammbesetzung geführt und sie zu ihren Wünschen für die weitere Entwicklung ihrer Serienfiguren befragt. Unter anderem mit diesen Vorstellungen der Schauspieler wird das Meeting des Produktionsstabes eröffnet. Alle im Raum Anwesenden machen daraufhin Vorschläge und sammeln verschiedene Ideen für ein allgemeines Konzept für die kommende Saison und die Handlungsbögen für jede einzelne Hauptfigur der Serie. Anhand dieser Besprechungen, die sich über mehrere Tage oder gar Wochen erstrecken können, arbeiten der Leitende Produzent — oder, falls an diesen delegiert, der (Leitende) Produktionsüberwacher — und der Konzeptberater oder der Hauptdrehbuchautor eine so genannte "Bibel" (siehe unten) für mindestens zwölf Folgen (zehn Episoden in Saison 2) der neuen Staffel aus.
Zu diesem Zeitpunkt im Produktionsablauf hat der Fernsehsender (CBS) üblicherweise noch nicht entschieden, wie viele Folgen er zusätzlich bestellen wird, um die Saison zu beenden. Normalerweise besteht ein garantiertes Minimum von insgesamt 13 einstündigen Episoden, wobei die Anzahl der Folgen für eine neue Staffel bis auf das übliche Maß von 22 oder sogar mehr ansteigen kann, sofern die Einschaltquoten entsprechend hoch sind. In Saison 4 beispielsweise bestellte CBS insgesamt 30 Folgen.
Die so genannte "Bibel" ist ein grobes Konzept für die neue Staffel.
Sie beginnt in der Regel mit einem kurzen Rückblick auf das Ende der letzten Saison sowie einer Vorschau darauf, wohin die größeren Handlungsstränge der neuen Staffel führen werden.
Der Rest der "Bibel" kann je nach Präferenz des Autors bzw. der Autoren unterschiedlich gegliedert sein: Die Kapitel können in Charaktere und / oder Erzählstränge aufgeteilt sein; andere Autoren bevorzugen eine Unterteilung der "Bibel" direkt in Inhaltsangaben von einer bis drei Seiten Länge pro Episode. An diesen Inhaltsangaben orientieren sich die Autoren, wenn sie später die einzelnen Folgen ausarbeiten.
Nachdem die "Bibel" entworfen worden ist, werden neue Hauptfiguren und wiederkehrende Nebenrollen besetzt. Zur gleichen Zeit wird ein Konzept für jede einzelne Episode von dem jeweils damit beauftragten Autor erstellt; ein solches Konzept ist ein Überblick in Erzählform, der mehr Details als eine Inhaltsangabe umfasst und — je nach Autor — in Akte und sogar Szenen unterteilt sein und möglicherweise bereits einige der prägnantesten für das Drehbuch geplanten Dialoge beinhalten kann. Nach Genehmigung des Konzepts durch die kreative Leitung und den Sender wird jede Episode Akt für Akt und Szene für Szene ausgearbeitet. Jedes Drehbuch ist mehr oder weniger gleichermaßen in vier Akte eingeteilt. Die Höhepunkte eines jeden Aktes werden endgültig festgelegt, indem die Handlung mündlich entwickelt wird, wobei die in Akte und Szenen aufgeteilten Ausarbeitungen als Basis dienen. Jeder Akthöhepunkt ist ein Mini-Cliffhanger (Spannungsgipfel), der die Serienhandlung zu einem größeren Höhepunkt führt und gleichzeitig Gelegenheit für eine anschließende Werbeunterbrechung bietet. Schauspieler für kleinere Nebenrollen werden beim Schreiben des entsprechenden Drehbuchs, in dem die Serienfigur einen Auftritt hat, engagiert.
Entstehung eines Drehbuchs
Drehbücher werden meistens von Hausautoren, d.h. Mitarbeitern von LORIMAR, geschrieben, aber auch freiberufliche Autoren werden manchmal beschäftigt. Freiberuflern wird eventuell eine so genannte "Step Outline" ausgehändigt, d.h. ein Entwurf von Hausautoren, Konzept-Koordinatoren oder anderen Mitgliedern der Produzentenriege, der Szene für Szene den Gang der Handlung der entsprechenden Folge skizziert, die der betreffende Autor schreiben soll.
Die Autoren haben üblicherweise zwei Wochen Zeit, um ein Drehbuch fertig zu stellen. Für gewöhnlich treffen sie sich nach einer Woche mit den Leitenden Produzenten, den (Leitenden) Produktionsüberwachern, dem Programmüberwacher, den (Leitenden) Konzeptkoordinatoren sowie den (Leitenden) Konzeptberatern und besprechen mit ihnen ihre Überlegungen für das jeweilige Drehbuch. Danach schreiben die Autoren für eine weitere Woche an dem Drehbuch, bevor sie es schließlich abliefern.
Der erste Entwurf eines Drehbuchs ist in rote Deckblätter eingefasst und wird "Red Cover" ("Rotes Deckblatt") genannt. Das "Red Cover" geht an das Produktionsteam, damit sogleich mit der Arbeit an Drehorten, Bühnenbildern, Requisiten und anderem begonnen werden kann. Die überarbeitete Drehbuchversion (mit Änderungen von bis zu 50 %) wird mit einem gelben Deckblatt versehen und dient als offizielles Drehbuch, nach dem gedreht wird. Drehbücher mit einem gelben Deckblatt werden an die Schauspieler ausgehändigt. Weitere Überarbeitungen des Drehbuchs werden auf verschiedenfarbigen Seiten in das Drehbuch eingefügt. Dabei indiziert die Farbe, wie oft eine Szene überarbeitet worden ist. Normalerweise gliedert sich der Farbcode für Überarbeitungen im Hause LORIMAR wie folgt auf:
- weiß: erster Entwurf
- blau: zweiter Entwurf
- pink: dritter Entwurf
- gelb: vierter Entwurf
- grün: endgültiger Entwurf
- gold: überarbeiteter endgültiger Entwurf
Die Schauspieler erhalten die neu gefassten Drehbuchseiten, sobald sie überarbeitet sind.
Überarbeitungen werden üblicherweise von den kreativen Kräften der Serie vorgenommen, nicht notwendigerweise von dem betreffenden Drehbuchautor selbst. Je nach dem Führungsstil des Leitenden Produzenten kann es folgende Notiz auf dem Deckblatt oder auf der zweiten Seite des Drehbuchs, nach dem gedreht wird, geben: "Die Produzenten erkennen die Notwendigkeit für kreative Vorschläge an. Dennoch sind keinerlei Änderungen, Erweiterungen oder Streichungen erlaubt, solange sie nicht von dem Autorenteam genehmigt wurden."
Ebenso kann Kopien von Drehbüchern mit einem gelben Deckblatt ein Brief folgenden Inhalts beigefügt sein: "Wie Sie wissen, sollten unsere Drehbücher mit der größtmöglichen Geheimhaltung behandelt werden, insbesondere diejenigen Drehbücher, die sensible Informationen über den Beginn und das Ende einer Saison beinhalten. Bitte geben Sie Ihr Drehbuch nicht aus Ihrem Besitz!"
Drehbuchseiten mit hoch brisanten Informationen, wie beispielsweise diejenigen, auf denen am Ende von Saison 2 die Opfer von Julias Schüssen bekannt gegeben wurden, werden nur an diejenigen Personen ausgegeben, die diese Informationen unbedingt kennen müssen. Manchmal befindet sich darauf der Aufdruck: "Nur für Ihre Augen bestimmt!"
Ob die Schauspieler schon vor Erhalt der Drehbücher erfahren, was mit ihren Serienfiguren geschehen wird, hängt vom Führungsstil des Leitenden Produzenten ab. Manche Leitende Produzenten, wie beispielsweise EARL HAMNER, besprechen die grundlegenden Aspekte der weiteren Entwicklung einer Serienfigur mit den Schauspielern bereits in einem frühen Vorbereitungsstadium der neuen Saison. Andere wiederum, wie JEFF FREILICH, ziehen es vor, ganz alleine zu entscheiden, wie mit einer Serienfigur weiter verfahren werden sollte, ohne die Schauspieler vorher nach deren Vorstellungen befragt zu haben. Bei dieser Vorgehensweise wird ein Schauspieler die Produzenten häufig darum bitten, ihm die Handlungsweise seiner Serienfigur zu erklären; als Schauspieler kann es nämlich sehr schwierig sein, etwas spielen zu müssen, ohne jedoch zu wissen, wohin sich der dargestellte Charakter entwickeln wird bzw. was dieser nach der Vorstellung der Produzenten denkt. Der Regisseur oder der Produzent muss den Schauspieler dann in die richtige Richtung lenken.
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Auf dem Titelblatt eines jeden Drehbuchs befindet sich normalerweise der Serientitel, die Folgennummer (Schauspieler und Produktionsstab verwenden bei ihrer Arbeit nur die Folgennummern in der jeweiligen Staffel, nicht die Episodentitel), der Episodentitel, die Produktionsnummer, die Namen der Drehbuchautoren und des Regisseurs sowie die Datumsangaben des ersten Drehbuchentwurfs und aller Überarbeitungen. Zusätzlich kann auch die Adresse des Filmstudios in der unteren, linken Ecke aufgedruckt sein.
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Die Besetzungsliste nennt alle Schauspielerinnen und Schauspieler, die in der aktuellen Episode einen Auftritt haben.
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Jedes Drehbuch hat eine individuelle Auflistung von Sets, die für die jeweilige Episode gebraucht werden. Dies dient den Drehort-Managern und den Bühnenbildnern als grundsätzliche Information, insbesondere wenn neue Drehorte oder Sets eingeführt werden. Die Set-Auflistung ist auch für die Schnittbearbeiter bei der Nachbearbeitung der jeweiligen Folge wichtig, da sie manchmal nach Archivaufnahmen aus früheren Episoden oder gar aus anderen LORIMAR-Serien suchen und diese wiederverwenden müssen, um Produktionskosten zu sparen.
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Die Chronologie nennt die Tage und Nächte, die in der aktuellen Folge dargestellt werden sollen.
Es handelt sich hierbei nicht um die Tage und Nächte, an denen diese Szenen gedreht werden, sondern um die Zeitpunkte, an denen die Serienhandlung stattfinden soll.
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Den größten Teil des Drehbuchs stellen die Szenen mit den Dialogen dar. Dieser Teil ist im Durchschnitt zwischen 48 und 52 Seiten lang — ungefähr eine Seite Dialog pro gesendeter Minute. Ein Drehbuch für einen Pilotfilm oder die Eröffnungsfolge einer Staffel kann mehr Seiten beinhalten, vor allem wegen der Einführung neuer Charaktere mit entsprechenden kurzen Erläuterungen. Jede Szene hat eine Nummer, um sie schneller auf dem Drehplan und bei anderen produktionstechnischen Angelegenheiten wiederzufinden.
Vor Ort im Weinanbaugebiet
Üblicherweise beginnen die Dreharbeiten für eine neue Saison am 1. Juli.
Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Drehbücher für die ersten sechs Folgen fertig gestellt sein. Zunächst werden die Innenszenen für die ersten sechs Folgen in den Filmstudios in Los Angeles gedreht.
Anschließend wird an den Drehorten in Napa Valley und Sonoma Valley gefilmt — normalerweise sechs Wochen lang im Juli und August. Während der Außenaufnahmen für die ersten sechs Episoden schreiben die Autoren die Drehbücher für die Folgen 7 bis 12 der neuen Saison. Die Außenaufnahmen für diese Episoden werden im Anschluss an den ersten Sechs-Folgen-Block gefilmt. Sobald die Außendrehs auch bis Folge 12 abgeschlossen sind, kehren die Schauspieler und das Produktionsteam zurück nach L.A. und drehen die Innenaufnahmen in den Studios für die Episoden 7 bis 12.
Dies ist das übliche Prozedere für die Spielzeiten (bis einschließlich Saison 7), für die es Außenaufnahmen im Weinanbaugebiet gegeben hat. Im Unterschied zu den späteren Staffeln wurden für Saison 2 allerdings nur zehn statt der üblichen zwölf Folgen im Wine Country gedreht.
Für gewöhnlich wechseln sich zwei Regisseure bei diesen Episoden ab — entweder bei allen zwölf Folgen (so in Staffeln 2, 3, 4 und 7), oder jeweils zwei Regisseure wechseln sich bei den ersten sechs und den letzten sechs Episoden ab (so in den Staffeln 5 und 6).
Während der Außendrehs im Wine Country in Nordkalifornien arbeiten die Schauspieler und das Produktionsteam oftmals sechs Tage pro Woche (Sonntage sind frei). Wichtige Mitglieder des Produktionsstabs arbeiten gelegentlich jedoch auch den halben Sonntag, sofern ihr Arbeitsplan dies erfordert.
Dreharbeiten in L.A.
Wenn die Aufnahmen an Schauplätzen im Wine Country abgeschlossen sind, wird der Rest der Saison ausschließlich in den Filmstudios oder an Drehorten in und um Los Angeles gedreht, vorzugsweise in der so genannten 30-Meilen-Zone von L.A., dem Bereich, aus dem Drehortexperten am liebsten Filmschauplätze in angenehm naher Lage zu den größeren Studios auswählen.
In den Spielzeiten 8 und 9 gab es keine Dreharbeiten im Wine Country; diese Staffeln wurden komplett in L.A. gefilmt.
Traditionell wird eine Episode sieben Tage lang vorbereitet und sieben bzw. ab Staffel 6 sechseinhalb weitere Tage lang gedreht. Obwohl für die Vorbereitungen nur der Regisseur und das Produktionspersonal erforderlich sind, muss das Drehbuch fertig geschrieben sein, bevor die Vorbereitungen für eine Folge beginnen können. Regisseure werden nur für einzelne Episoden engagiert. Manche Regisseure inszenieren mehrere Folgen in einer Saison, dennoch werden verschiedene Dienstverträge für die einzelnen Episoden abgeschlossen.
Bei einer Produktionsbesprechung vor den Dreharbeiten geht der Regisseur Szene für Szene durch und erklärt den verschiedenen Produktionsabteilungen (Requisiteuren, Kostümbildnern, Kulissenbauern etc.), wie er sich jede Szene vorstellt. Nach diesem Meeting erstellen die einzelnen Abteilungen einen Budget-Plan für die aktuelle Folge. Die Leitenden Produzenten und der Leiter der Budget-Abteilung entscheiden daraufhin, ob die Vorstellungen des Regisseurs innerhalb der Budget-Planung liegen. Ein erfahrener Regisseur wird nur Dinge verlangen, die vom Budget gedeckt sind. Das übliche Budget pro Episode liegt zwischen $ 1 Mio. und $ 1,25 Mio.
Da für eine Folge sieben Tage lang gedreht wird, kann nicht immer genau gesagt werden, wann eine Episode vorbei ist und eine neue beginnt, vor allem weil die Szenen nicht in derselben Reihenfolge gefilmt werden, in der sie geschrieben und ausgestrahlt werden. Es kann vorkommen, dass wegen produktionstechnischer Anforderungen, beispielsweise Aufnahmen an ein und demselben Drehort für verschiedene Szenen, mehrere Szenen hintereinander gedreht werden müssen, obwohl vielleicht in der Episode, so wie sie später gesendet wird, mehrere andere Einstellungen dazwischen liegen.
Ein Drehtag beginnt normalerweise für die Schauspieler um 5:30 Uhr morgens in der Maske und für die Produktionsmitarbeiter um 7:00 oder 7:30 Uhr. Für gewöhnlich erfolgt der erste Dreh gegen 7:30 oder 8:00 Uhr, sobald das Set fertig ist. Die Schauspieler müssen immer fertig sein und warten. Da die Produktionszeit Geld kostet, sind die Schauspieler stets in ihren Garderoben abrufbereit und werden ca. zwei Minuten vor den ersten Proben zum Set gebracht. Eine Szene wird zusätzlich zu den vorherigen Proben zumindest einmal für die Kamera geprobt. Die Schauspieler sind hierbei bereits geschminkt und kostümiert, tragen aber große, weiße Papiertücher um den Hals, damit die Schminke nicht die Kostüme ruiniert. Zusätzliche Proben kann es für die Beleuchtung oder andere Kameraeinstellungen geben.
Jede Szene wird einmal geprobt und danach gefilmt, üblicherweise zweimal — es sei denn, der erste Take war erstaunlich gut oder es handelt sich um eine komplizierte Einstellung mit einer sich bewegenden Kamera. Nachdem die Szene aus der Weitwinkeleinstellung gedreht wurde, wird sie erneut aus anderen Richtungen gefilmt, jeweils in Richtung eines der Schauspieler. Bei der Nachbearbeitung der Szene werden die verschiedenen Takes zusammengeschnitten, so dass der Zuschauer den sprechenden Schauspieler und eine oder mehrere Reaktionen darauf frontal sehen kann. Im Gegensatz zu Serien, die auf Video aufgenommen werden und in der Regel drei Kameras verwenden, wird für Serien wie "Falcon Crest", die auf Film aufgenommen werden, nur selten mehr als eine Kamera benutzt, da die Qualität der gesamten Szene von der Beleuchtung abhängt. Zwei Kameras können für einen komplizierten Stunt eingesetzt werden, anderenfalls aber wird die Beleuchtung so eingestellt, dass jede Situation und jeder Schauspieler am besten ausgeleuchtet ist.
Regieanweisungen stehen im Belieben des Regisseurs. Manchmal sieht das Drehbuch sogar improvisierte Dialoge oder Handlungen für bestimmte Charaktere im Hintergrund einer Szene vor. Dem Regisseur kann es gestattet sein, beim Dreh kleinere Änderungen an den Dialogen vorzunehmen; je nach dem, wie viel kreative Freiheit er von dem Leitenden Produzenten oder anderen kreativen Kräften übertragen bekommen hat. Bei größeren Änderungen während der Dreharbeiten wird sich der Regisseur jedoch zunächst mit den Produzenten stets besprechen müssen.
Am Set von "Falcon Crest" sind die Szenen mit JANE WYMAN üblicherweise früh morgens als erste angesetzt. Sie ist eine Frühaufsteherin und für gewöhnlich die erste, die geschminkt wird. Aus Respekt vor ihrem Alter und ihrer Professionalität als Schauspielerin gestaltet das Produktionsteam ihren Drehplan so angenehm wie möglich. Solange also keine dringenden, anderweitigen produktionstechnischen Angelegenheiten es erfordern, werden die Szenen mit JANE WYMAN zuerst gedreht, so dass sie das Set normalerweise gegen Mittag verlassen kann.
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Die Dreharbeiten enden für gewöhnlich gegen 18:00 oder 18:30 Uhr, können aber bei Bedarf länger dauern. Da es keine Möglichkeit gibt, Dreharbeiten auf den nächsten Tag zu verschieben, wird der Regisseur versuchen, alle auf dem Drehplan angesetzten Szenen an einem Tag abzuarbeiten.
Links abgebildet: REZA BADIYIs Drehplan für den 6. März 1989, vierter Drehtag von "Wahn und Wirklichkeit" (Folge 202), die erstmals am 14. April 1989 auf CBS ausgestrahlt wurde.
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Natürlich arbeitet nicht jeder Schauspieler jeden Tag, und nicht jeder Schauspieler hat Szenen mit allen anderen Schauspielern. Das Produktionsbüro setzt die Szenen für jeden Drehtag sowie die benötigten Schauspieler und deren Ankunftszeiten in der Maske und am Set fest. Der Drehplan ist gegen 15:00 Uhr am Vortag vor den betreffenden Dreharbeiten fertig. Er wird üblicherweise vom Regieassistenten erstellt und beinhaltet eine Auflistung dessen, wann welche Schauspieler für welche Szene benötigt werden.
Die Schauspieler müssen selbstständig in Erfahrung bringen, ob und wann sie drehen müssen. Falls sie am folgenden Tag nicht arbeiten, befindet sich auf dem Drehplan ein "H" für "holding" (auf Deutsch: Drehpause).
Alle Schauspieler werden pro Episode bezahlt. Die Gagen liegen zwischen $ 5.000 und über $ 100.000 pro Episode, es sei denn die Schauspieler sind nur tageweise engagiert; in diesem Fall erhalten sie ihre Gagen nur für diesen Drehtag.
An den Drehtagen einer Folge wird die nächste Episode bereits vorbereitet. Somit arbeiten verschiedene Abteilungen des Produktionsstabs fortwährend an verschiedenen Episoden.
Nachbearbeitung
Das Original-Negativ (auch Kamera-Negativ) ist das Negativ-Filmmaterial, das während der Dreharbeiten durch die Filmkamera läuft und belichtet wird. Sämtliche Kopien stammen von ihm ab.
Zunächst wird das Original-Negativ im Filmlabor entwickelt. Arbeitskopien werden für die
so genannten "Dailies", alle Filmaufnahmen eines Drehtages, und die Schnittbearbeitung auf Film erstellt.
Der Regisseur und die Leitenden Produzenten, manchmal auch andere führende Produktionsmitglieder, treffen sich mit den Schnittbearbeitern und schauen sich im Schneideraum (Raum 215 bei CBS-MTM in den Staffeln 5 bis 7, Projektionsraum F in den Staffeln 8 und 9) die "Dailies" an, sobald die Dreharbeiten beendet sind. Regisseur und Leitende Produzenten entscheiden dann, welche Takes verwendet werden, welche Szenen wegfallen sollen, falls es zu viel Filmmaterial für eine einstündige Episode gibt, und andere Angelegenheiten wie diese.
Einer der ersten Schritte bei der Nachbearbeitung, der auf diese Entscheidungen folgt, ist der richtige Schnitt bzw. die Montage der richtigen Szenen. Die Schnittbearbeiter müssen sicherstellen, dass das notwendige Filmmaterial, so wie es in der endgültigen Drehbuchversion aufgelistet und bei der Durchsicht der "Dailies" besprochen worden ist, bei der endgültigen Version der Episode verwendet wird. Auf dem Weg dorthin werden oftmals mehrere Bearbeitungen geschnitten, je nachdem wie häufig die kreativen Kräfte weitere Kürzungen von Szenen erwägen; die geläufigste Version dieser Bearbeitungen ist der "Director's Cut" (die Langfassung für die Regie); im Fall von "Falcon Crest" ist auch die "BROUGH-Fassung" nicht unüblich — die Bearbeitung, die erfolgte, um den Anforderungen der LORIMAR-Vize-Präsidentin für kreative Angelegenheiten JOANNE BROUGH, die während der gesamten Laufzeit der Serie in verschiedenen Positionen tätig war, zu entsprechen. Das endgültige Ziel beim Editieren ist, dass die Episode inklusive Werbeunterbrechungen nicht länger als eine Stunde dauert. Normalerweise wird das Original-Negativ nun in der Schnittbearbeitung verwendet, um die Episode zu erstellen. Ein Negativ-Schneider passt das Negativ durch Abschneiden des Original-Negativs und aller anderen optischen Effekte an und fügt sie zu mehreren Filmrollen zusammen.
Vom geschnittenen Original-Negativ (Schnittnegativ) wird dann ein Sicherungspositiv erstellt, von dem im Schadens- oder Verlustfall wiederum ein brauchbares Negativ generiert werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt wird vom Original-Negativ eine Erstkopie (manchmal als "Master" bezeichnet) gefertigt, die dem Produktionsstab als Diskussionsgrundlage dient; nach ihrer Absegnung werden davon Interpositive und Internegative erstellt, von denen wiederum die Vertriebskopien erstellt werden. Im Allgemeinen wird das Original-Negativ als zu wichtig und empfindlich angesehen, als dass man es für weitere als die unbedingt erforderlichen Herstellungsschritte einsetzen würde, da jede Weiterverarbeitung im Labor das Risiko einer weiteren Qualitätsminderung des Kamera-Negativs durch Zerkratzen der Beschichtung in sich birgt. Sobald eine Erstkopie genehmigt wurde, sind die Interpositive und Internegative als die früheste Generation der komplett fertig gestellten Filmproduktion anzusehen; sie werden fast immer für die Transfers auf Video und DVD oder spätere Filmrestaurierungen eingesetzt. Das Original-Negativ wird in der Regel nur als die letzte Rettung betrachtet, sollten alle Zwischenbearbeitungen beschädigt oder zerstört worden sein.
Der sichtbare Bildbereich in der endgültigen Schnittfassung der Serie ist kleiner als auf dem eigentlichen Filmnegativ. "Falcon Crest" wird auf einem 35-mm-Film mit einem Bildseitenformat des Kamera-Negativs von 1,37 : 1 gedreht, während das Endprodukt ein Bildseitenformat von 1,33 : 1 (= 4 : 3) auf dem TV-Bildschirm aufweist.
Sichtbare Teile in den Randbereichen des Original-Negativs fehlen in den Vertriebskopien aufgrund Randbeschnitts beim Editieren. Die folgenden Bilder illustrieren das vollformatige Original-Negativ im Gegensatz zu dem kleineren Format für die TV-Vertriebskopien (und auch die DVD-Master). Das Beispiel stammt aus Szene 2 von # 039 <2.21>.
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Dies ist eine Digitalisierung des Original-Negativs.
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Die Hilfslinien visualisieren, wie das Bild während des Editierens beschnitten wird. Das mit den Hilfslinien ausgewiesene Format entspricht dem üblichen TV-Bildseitenformat aus dem Zeitalter der Serie — 1,33 : 1 (= 4 : 3). Dies zeigt, wie viel vom Original-Bild verloren geht und im Fall einer Film-Restaurierung vom Original-Negativ wiederhergestellt werden könnte.
Die Position der Hilfslinien in diesem Beispiel entspricht dem folgenden Standbild aus der NTSC-Vertriebskopie, die insbesondere in Nordamerika verwendet wird.
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Dieses Standbild stammt aus der endgültigen NTSC-Vertriebskopie (Nordamerika). Die Bildqualität (vor allem in Schärfe und Kontrast) dieser späteren Band-Generation ist augenscheinlich schlechter als die des Original-Negativs.
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Dieses Standbild stammt aus der endgültigen PAL-Vertriebskopie (insbesondere Europa, Australien und Südamerika). Die Bildqualität in dieser späteren Band-Generation ist nochmals signifikant schlechter als im NTSC-Band, da das PAL-Master üblicherweise vom NTSC-Master erstellt wird.
Dieses Bild zeigt auch, dass der Herstellungsprozess der Master für die verschiedenen TV-Formate, NTSC und PAL, manchmal zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen im sichtbaren Bildbereich führt. Die PAL-Kopie dieser Episode zeigt augenscheinlich mehr vom Original-Bild an der unteren Kante, wohingegen der obere Rand im Vergleich zur NTSC-Vertriebskopie stärker beschnitten wurde. Dies liegt daran, wie das Negativ für den Filmtransfer eingelegt wurde.
Die Aufnahmeleiterin bzw. Koordinationsproduzentin (VICTORIA LaFORTUNE), der / die Musikbearbeiter(in) und der / die Musikkomponist(in) — sowie möglicherweise andere kreative Kräfte (je nach eigenem Belieben) — treffen sich nach Fertigstellung der Schnittbearbeitung zu einer Vorführung, um die endgültige Fassung anzusehen und festzulegen, wo Hintergrundmusik eingefügt werden soll; diese muss der für die Episode engagierte Komponist sodann innerhalb einiger Tage komponieren, dirigieren und instrumentieren, damit sie der Endfassung hinzugefügt werden kann.
Die Montage der einzelnen Szenen und die Tonbearbeitung sowie alle anderen Schritte bei der Nachbearbeitung werden vorgenommen, während die Dreharbeiten für die neue Episode bereits laufen. Zur Nachbearbeitung gehört auch der so genannte Telecine Transfer (Übertragung) von Film auf Video, entweder in das NTSC-TV-Format (vorwiegend in Nordamerika und einigen anderen Teilen der Welt) oder PAL (hauptsächlich in Europa und Australien).
Die genaue Länge und Aufteilung einer jeden Episode muss einem von CBS für die Erstausstrahlung vorgegebenem Schema folgen. Diese Formatvorgabe ist im Prinzip für die gesamte Lebensdauer der Serie dieselbe, variiert aber leicht in einigen Aspekten. Die Gesamtlänge der Sendung ist zu Beginn ca. 49:30 (die verbleibenden Minuten bis zum 1-Stunden-Zeitrahmen dienen für Werbespots und Programminformationen des Senders), wird jedoch über die Jahre immer kürzer, wobei sie am Ende der Serie noch etwa 47:20 beträgt, um mehr Platz für Werbung zu haben. Auch in der Positionierung bestimmter Namenseinblendungen gibt es leichte Unterschiede — nicht aufgeführt in der folgenden grundlegenden CBS-Richtlinie sind die besonderen Einblendungen in den Staffeln 3 und 5 für CLIFF ROBERTSON bzw. MORGAN FAIRCHILD, deren Namen über Bildmaterial in einem "Anhängsel" zwischen den üblichen Schlusseinblendungen und dem Abspann liegen. Im Folgenden findet sich eine Liste der üblichen Komponenten, einschließlich der Werbeelemente, die CBS von LORIMAR als Standardformat von "Falcon Crest" bei den ihnen gelieferten Vertriebskopien anforderte:
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- Teaser Trailer (Rückblick / Vorschau: üblicherweise 00:30 in Staffeln 1 bis 4 und 9; üblicherweise 01:00 in Staffeln 6 bis 8)
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- Vorspann (mit Texteinblendungen)
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- Akt I (mit überlagerten Eröffnungs-Einblendungen)
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- Position 1 für Werbespots
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- Programminformation des Senders
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- Senderkennung von CBS und assoziiertem Regionalsender
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- Akt II
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- Position 2 für Werbespots
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- Werbetrenner 1 (Titelmusik und Ansage über Karte mit Serientitel: "'Falcon Crest' will continue." bzw. "'Falcon Crest' geht gleich weiter.")
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- Programminformation des CBS Television Network und Senderkennung zur Mitte der Sendung
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- Pause für den Hinweis auf den ausstrahlenden assoziierten Regionalsender
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- Werbetrenner 2 (Titelmusik über Karte mit Serientitel — ohne Ansage)
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- Akt III
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- Position 3 für Werbespots
- schwarzer Bildschirm
- Programminformation des Senders
- schwarzer Bildschirm
- Akt IV (mit überlagerten Schlusseinblendungen)
- schwarzer Bildschirm
- Position 4 für Werbespots
- schwarzer Bildschirm
- Sneak Preview (integrierter Ausblick auf die kommende Episode; üblicherweise 00:30)
- schwarzer Bildschirm
- Abspann (in späteren Staffeln nicht länger als 40 Sekunden)
- schwarzer Bildschirm
- LORIMAR-Logo (mit kurzer Erkennungsmelodie)
- schwarzer Bildschirm
- Programminformation des CBS Television Network und Senderkennung am Ende der Sendung
- schwarzer Bildschirm
- End Station Break
- schwarzer Bildschirm
CBS verlangte auch, dass die Autoren und Nachbearbeiter alle Anstrengungen unternehmen sollten, die Pause für den Hinweis auf den ausstrahlenden assoziierten Regionalsender nicht auf die halbe Stunde zu legen.
In späteren Spielzeiten erhielten die ausländischen TV-Sender zusätzliches Bildmaterial mit textlosen Elementen, d.h. Bildmaterial für den Vor- und Abspann sowie für die Eröffnungs- und Schlussszenen ohne darüber gelegte Namenseinblendungen.
Nach insgesamt drei oder vier Wochen sind die Arbeiten an einer Episode abgeschlossen. Dazu zählt auch eine Vorführung der Folge vor den Leitenden Produzenten, anderen führenden Produktionsmitgliedern und Vertretern der Sendeanstalt (CBS).
Ausstrahlung
Die Ausstrahlung der Episode erfolgt nicht vor einer Woche, nachdem die Arbeiten an der Folge fertig gestellt wurden.
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