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Bedauerlicherweise brachte Saison 8 viele Verschlechterungen mit sich. Während die 6. und 7. Staffel vom Soap Opera Digest noch jeweils als Outstanding Prime Time Serial (Beste Produktion im Abendprogramm) ausgezeichnet wurden, ließ sich das Magazin Soap Opera Digest dazu hinreißen, "Falcon Crest" für die 8. Saison den Titel "Most Ruined Show" ("Kaputteste Serie") zu verleihen. Einige der Gründe für die teilweise dramatischen Verschlechterungen in der 8. Staffel waren insbesondere:
 
Wechsel des Produktionsteams:
Schnelle und gute Geschichten, ungewöhnliche Intrigen, neue und frische Energie, glänzende Regiearbeit und vollwertige Ausführung, sowie ausgefeilte Dialoge machten "Falcon Crest" zwischen 1981 und 1988 äußerst unterhaltsam und spannend. Dieser Erfolg ist insbesondere den Stamm-Mitgliedern des Produktionsteams zuzurechnen, die in dieser Zeit tätig waren — EARL HAMNER, ERNIE F. WALLENGREN (beide 1981 – 87), ROBERT L. McCULLOUGH (1981 – 84), JOHN F. PERRY (1983 – 88), ROD & CLAIRE PETERSON (1984 – 86), JEFF FREILICH und HOWARD LAKIN (beide 1986 – 88), sowie einige andere. Obwohl "Falcon Crest" schon immer als eine Serie bekannt war, bei der viele Produzenten ein und aus gingen, gelang es dem eben erwähnten Team, eine Kontinuität der Handlung herzustellen und spannende Storylines zu kreieren.
Mit Beginn der 8. Saison ergab sich jedoch ein radikaler personeller Wechsel bei LORIMAR. Infolge eines Drehbuchautorenstreiks um höhere Gehaltszahlungen wurden auslaufende Verträge nicht mehr verlängert, da LORIMAR aufgrund einiger Fehlinvestitionen und laufender Prozesse mit einigen Stars nicht mehr in der Lage war, die Gagen zu erhöhen. Andererseits konzentrierte sich die Geschäftspolitik des Unternehmens immer mehr darauf, den Marktanteil noch weiter auszubauen, obwohl LORIMAR zu dieser Zeit bereits der größte Lieferant von Fernsehproduktionen an die amerikanischen TV-Sender war. Der Kauf von 15 % der Aktien von WARNER COMMUNICATIONS und die geplante feindliche Übernahme des Konzerns sind nur ein Beispiel für die Unternehmensstrategie, die sich auf oberster Ebene von der Kreativität der vergangenen Jahre löste und immer stärker zu reinen Finanzplanungen hin orientierte. Entlassungen langjähriger Mitarbeiter von LORIMAR sorgten für das Übrige. Diese Veränderungen wirkten sich auf alle drei großen Seifenopern von LORIMAR — "Dallas", "Knots Landing" und "Falcon Crest" — aus. Doch besonders bei "Falcon Crest" ließ die schöpferische Arbeit der neuen Drehbuchautoren stark zu wünschen übrig, was vermutlich auch darauf zurückzuführen ist, dass die neuen Schreiber nach Beendigung des Autorenstreikes die Scripts sehr rasch fertigstellen mussten, damit der verspätete Drehbeginn nicht zu sehr ins Gewicht fiel.
Mit dem Autorenwechsel ging die Kontinuität der Handlung in vielen Bereichen verloren; geradezu ein Paradebeispiel ist hierfür der langersehnte Frieden zwischen Angela und Richard, der in der 8. Saison kurzerhand gestrichen wurde, obwohl die beiden vorhergegangenen Jahre gerade auf seine Entwicklung hin angelegt waren.
 
Verschwinden der Stammbesetzung:
Ein weiterer Grund für das Scheitern der 8. Saison sind die radikalen Besetzungsänderungen.
Bereits während Saison 6 verließ bekanntlich ABBY DALTON die Serie, am Ende dieser Staffel verschwand auch ROBERT FOXWORTH, der mit seiner Figur des Chase Gioberti jahrelang den moralischen Gegenpol zu Angela dargestellt hatte. Schließlich hatte auch WILLIAM R. MOSES in der 7. Saison seinen letzten Auftritt. Der enorme Erfolg der 7. Staffel (Auszeichnung seitens der Redaktion des Soap Opera Digest) beweist jedoch, dass "Falcon Crest" auch trotz dieser Verluste noch sehr gut mit den anderen Seifenopern im Rennen lag, was offenbar auf die beiden neuen Kernpunkte der Handlung in Saison 7 zurückzuführen war, nämlich die Entwicklung einer Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Richard und Angela und die Romanze zwischen Maggie und Richard. Aber auch die Gaststar-Politik der 7. Staffel — jeden Monat ein anderer namhafter Star — fand trotz anfänglicher Bedenken bei den meisten Zuschauern Gefallen.
Der Anfang der 8. Staffel hingegen konfrontierte die Zuschauer tatsächlich mit veränderten Zeiten: BRETT CULLEN und JOHN CALLAHAN waren mit kurzen Erklärungen verschwunden; während ihr Ausstieg noch leicht zu verschmerzen war, konnte die von der ausscheidenden ANA-ALICIA hinterlassene Lücke nie geschlossen werden, insbesondere nicht von KRISTIAN ALFONSO, die quasi Melissas Platz einnehmen sollte. Mögen KRISTIANs Schönheit und erotische Ausstrahlung gerade noch mit ANA-ALICIA konkurrenzfähig gewesen sein, so blieb doch Pilars Bedeutung in der Handlung weit hinter der der intelligenten und intriganten Melissa zurück. Auch am Set soll es als sehr sonderbar empfunden worden sein, dass KRISTIAN von Produzent MICHAEL FILERMAN in einer Blitzaktion ohne Vorsprechen engagiert wurde. Auch der verzweifelte Versuch, den Schaden, der durch die Entlassung von ANA-ALICIA entstanden war, auszugleichen, indem man die Schauspielerin als Doppelgängerin Samantha Ross zurückholte, konnte den schmerzlichen Verlust von Melissa Agretti, die sich neben Angela, Richard, Maggie und Lance zu einer zentralen Figur entwickelt hatte, nicht ausgleichen. Der Soap Opera Digest verlieh "Falcon Crest" wegen ANA-ALICIAs Entlassung den kritisch-ironischen Titel "Biggest Waste of Talent" ("Größte Talentverschwendung").
Aber auch die drastische Kürzung von Szenen mit JANE WYMAN führte zu negativen Ergebnissen. Auf Grund von JANEs schlechtem Gesundheitszustand waren die Produzenten gezwungen, ihre Auftritte möglichst stark zu reduzieren, was z.B. in # 187 dazu führte, dass Angela keinen einzigen Auftritt im Laufe der ganzen Episode hatte.
 
Einführung neuer Charaktere:
In Staffel 8 wurden die eigentlichen Kernfiguren durch neue Rollen immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Beispiele für diese Flut neuer Gesichter sind sowohl DAVID BEECROFT und BRANDON DOUGLAS (Nick und Ben Agretti), jedoch insbesondere die Ortegas — KRISTIAN ALFONSO, CÁSTULO GUERRA, DAN FERRO und DANNY NUCCI.
 
Winzer-Saga ohne Wein:
Besonders seit der 8. Saison wurde "Falcon Crest" kaum noch seinem Titel gerecht, da das Weingeschäft als Leitfaden immer mehr verloren ging. Während in der 7. Staffel noch die Konkurrenz zwischen Angela und Melissa als "Weinköniginnen von Tuscany" eine zentrale Bedeutung einnahm, wurde in der ersten Hälfte der 8. Staffel nur noch beiläufig erwähnt, dass "Falcon Crest" seinen Ruhm und Erfolg auf Wein aufgebaut hat, Weingeschäfte wurden gewissermaßen nur noch nebenbei abgeschlossen. Wurde dann tatsächlich von Wein gesprochen, dann meist im Zusammenhang mit den Ortegas, einer Arbeiterfamilie, die nicht ins Konzept der sonst auf Glanz und Reichtum ausgelegten Serie passte und auch beim Publikum auf wenig Interesse stieß.
Auch die Tatsache, dass LORIMAR im Zuge von Sparmaßnahmen — Gagenpoker einiger Schauspieler anderer LORIMAR-Produktionen hatte hierzu geführt — nicht mehr an externen Schauplätzen im kalifornischen Weinanbaugebiet drehte, sondern mit Beginn der 8. Saison fast ausschließlich Studiokulissen benutzte, stellte eine enorme Qualitätsverschlechterung dar. Der Brand auf Falcon Crest wurde lediglich deshalb in die Handlung aufgenommen, damit man keine teuren Außenaufnahmen mehr auf dem Weingut machen musste.
Während sich die früheren Jahre gerade durch brillante Landschaftsaufnahmen von Weinbergen auszeichneten, wurden somit ab der 8. Saison nur noch selten die beeindruckenden Herrenhäuser und prächtigen Weinberge gezeigt. In der zweiten Hälfte der 8. Saison unternahm man dann einen halbherzigen Versuch, diesen Missstand wieder zu beheben, da bereits ein zu hoher Zuschaueranteil verloren gegangen war. Man baute die herrschaftliche Villa von Falcon Crest laut Drehbuch originalgetreu wieder auf; doch wurden auch jetzt nicht etwa wieder Außenaufnahmen gedreht, sondern alte Filmsequenzen mit der Fassade des Herrenhauses hin und wieder eingespielt — gedreht wurden nach wie vor fast ausschließlich Innenaufnahmen in den Studios. Um auf den Bezug der Serie zum Weinanbau zurückzukommen, erfanden die neuen Autoren die Glenbraddoch-Storyline, Richards Versuch, eine Großkellerei im Tal zu errichten.
 
Dramaturgische Verschlechterungen:
Ebenfalls negativ zu bewerten ist die Einfallslosigkeit des neuen Autorenteams. Mit Beginn der 8. Staffel wiederholte sich die Handlung immer mehr. Die einzelnen Figuren wurden auf ganz bestimmte Charakterzüge festgelegt; ihnen wurde immer wieder das gleiche Schicksal, wenn auch unter anderen Vorzeichen, zuteil.
Neue Figuren wurden viel zu oft auf unglaubwürdige Weise in die alten Geschehnisse verwickelt, wobei sich dann geradezu herausstellen musste, dass sie mit den Channings, Giobertis oder Agrettis verwandt waren oder in einer sonstigen näheren Beziehung standen, so z.B. Pilar Ortega, die bereits Ende der 1970er Jahre mit Lance ein Verhältnis gehabt haben und während der 1980er mit Richard in Kontakt gestanden haben soll, oder auch Anna Cellini, deren Großvater schon zufälligerweise einmal von Angela in Italien besucht worden sein soll, usw.
Neue Figuren, wie z.B. Nick und Ben oder auch die Ortegas, erlebten anscheinend Erfolg und Niederlagen, Liebe und Hass, Glück und Leid im Schnelldurchlauf, um am Ende der Saison wieder ins Nichts zu verschwinden, aus dem sie am Anfang der Staffel aufgetaucht waren.
Aus dramaturgischer Sicht ergab sich mit Beginn der 8. Saison somit eine denkbar schlechte Fortsetzung des Handlungsverlaufes.
 
Verschlechterungen in der Produktionstechnik:
Die gestochene Filmtechnik der vorangegangenen Jahre wurde mit der in dieser Saison billig erscheinenden Kameraeinstellung nicht mehr erreicht.
Die spannende Hintergrundmusik der Staffeln 6 und 7 wurde durch langweilige Melodien ersetzt, die vergleichsweise nicht in der Lage waren, Gefühle zu vermitteln.
 
MICHAEL FILERMAN:
Für die dargelegten Verschlechterungen muss sich MICHAEL FILERMAN verantworten. 1981 war er maßgeblich an der Entwicklung von "Falcon Crest" beteiligt, nachdem EARL HAMNERs erstes Konzept (damals noch mit dem Titel "The Vintage Years") überarbeitet werden musste. FILERMAN hatte seinerzeit den Grundstein für "Falcon Crest" mitgelegt und somit entscheidend zum Erfolg der Serie beigetragen. Während der 1. Staffel verließ er jedoch "Falcon Crest" und wechselte zu anderen Serien von LORIMAR, insbesondere "Knots Landing". Durch seine eigene Firma MF PRODUCTIONS war er jedoch indirekt auch weiterhin an der Produktion von "Falcon Crest" beteiligt, ehe er schließlich 1988 persönlich zu der Familiensaga zurückkehrte. Auch wenn die Mehrzahl der negativen Veränderungen in der 8. Saison nicht unmittelbar auf FILERMANs Konto geht, muss er sich diese zurechnen lassen, da er für diese Staffel die Produktionsleitung inne hatte. Insbesondere kann man ihm die sinnlose Entlassung von ANA-ALICIA zum Vorwurf machen, die ihm nicht nur den Zorn der Schauspielerin selbst, sondern auch anderer Stars und natürlich des Publikums zuzog.
Erstmals 2007 entschuldigte er sich bei den Fans in einem DFCF-Exklusiv-Interview für die Fehlentwicklungen in der 8. Staffel.